Warum Menschen einer digitalen Community beitreten und was man tun kann, damit sie bleiben

Der Aufbau einer digitalen Community läuft oft nach demselben Schema ab: zuerst einigt man sich auf ein gemeinsames „Tool“. Dann richten alle ihren Zugang ein und die ersten Postings und Antworten werden sichtbar. Allerdings trauen sich die meisten nicht aus der Deckung: Die Mehrheit ist nicht ständig „am Ball“ und liest und schreibt nur auf bestimmten Endgeräten. Nur wenige Leute schreiben selbst. Nach einer kurzen anfänglichen Euphorie flacht die Aktivität der Teilnehmer oft schnell wieder ab. Die Anzahl der „Follower“ und „schweigenden Mehrheiten“ wird häufig drastisch überschätzt: formale Teilnehmer werden mitgezählt, auch wenn sie in Wirklichkeit nichts mehr lesen bzw. wahrnehmen (z.B. weil die Benachrichtigungs-Funktion am Handy gezielt deaktiviert wurde).

Dieser Effekt wird besonders deutlich in Chatgruppen – egal mit welchem „Tool“ (WhatsApp, Signal, usw.). Unstrukturierte Informations-Schnipsel werden im Chat schnell dahin getippt. Der fehlende thematische Kontext und die mangelnde Durchsuchbarkeit machen mühsam produzierte Statements zu flüchtigen Text-Seifenblasen. Bei den Lesern kommt dann ein auf Dauer nur noch lästiges Info-Grundrauschen an. Von dem gut gemeinten und für viele Leute nützlichen Denkanstoss eines Schreibers bleibt am Ende nur ein kurzer Info-Blitz übrig, ohne bleibenden Wert und ohne Nachwirkung in der Community.

Die Firma Civilized Discourse Construction Kit Inc. (CDCK) koordiniert die Arbeit der weltweiten open-source Entwickler-Community von Discourse. Danielle Lloyd hat Ergebnisse aus einer Umfrage unter den ca. 22.000 Discourse Communities in einem Foliensatz zusammengefasst: es gibt kein einfaches und allgemein gültiges Rezept, damit eine digitale Community stabil und erfolgreich wächst. Ein häufiges Missverständnis: „Technik“ und „Tools“ sind nicht das wesentliche Element für Erfolg oder Misserfolg.

Der Zweck einer digitalen Community wird selten strategisch definiert und konsequent umgesetzt. Bedürfnisse der Mitglieder und der Nutzen des digitalen Engagements werden nicht ausreichend hinterfragt. Nicht „die Technik“ alleine entscheidet, sondern die Psychologie zwischenmenschlicher Kommunikation und Beteiligung in digitalen Räumen und ihr Zusammenspiel mit der richtigen Technik.

Eine Übersetzung des Foliensatzes gibt es hier zum Download (Datei DISCOURSE_Digitale_Teilnahme_DE.pdf).

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